Die Berliner Mauer, ein ehemaliges Symbol der Teilung, ist heute die weltweit größte Open-Air-Galerie mit 105 Wandgemälden von Künstlern aus aller Welt.
Die 1990 gemalten Kunstwerke an den Ufern der Spree in Berlin erinnern an die Wiedervereinigung Deutschlands und an einen weiteren Moment global bedeutender politischer Veränderungen. Zu den auffälligsten und bekanntesten Wandgemälden, die die Berliner Mauer schmücken, gehören Dmitri Vrubels "Brüderlicher Kuss" und Birgit Kinder "Trabant Breaking Through the Wall".
"Brüderlicher Kuss"
Der russische Künstler Dmitri Vrubels "Mein Gott, hilf mir, diese tödliche Liebe zu überleben", allgemein bekannt als "Brüderlicher Kuss", zeigt die berühmte Umarmung zwischen dem sowjetischen Führer Leonid Breschnew und dem ostdeutschen Präsidenten Erich Honecker zum 30. Jahrestag der Gründung des Deutschen Demokratische Republik 1979. Im März 2009 wurde das Gemälde nach der Verschlechterung des Kunstwerks infolge von Vandalismus und atmosphärischen Bedingungen von der Wand gelöscht und Vrubel wurde beauftragt, das Stück neu zu streichen.

Thierry Noirs Comic-Köpfe
Der französische Künstler Thierry Noir ist bekannt für seine farbenfrohen Comic-Köpfe und ist berühmt dafür, als erster an der Berliner Mauer zu malen. In den achtziger Jahren malte Noir fünf Jahre lang illegal die Westseite der Berliner Mauer mit kühnen, karikaturistischen Bildern von Tieren und menschlichen Gesichtern, um der Polizei und den Grenzschutzbeamten auszuweichen. Zum Teil aufgrund dieser gefährlichen Umgebung und seines daraus resultierenden Bedürfnisses nach Geschwindigkeit weisen seine Wandbilder nur wenige Farben auf und vermeiden komplexe Figuren.

"Danke, Andrei Sacharow"
Dieses einfache Porträt mit dem Titel „Danke, Andrei Sacharow“ („Danke, Andrei Sacharow“) wurde von Dmitri Vrubel und Viktoria Timofeeva zu Ehren des sowjetischen Atomphysikers, Dissidenten und Menschenrechtsaktivisten Andrei Sacharow gemalt. Nachdem Sacharow daran gearbeitet hatte, thermonukleare Waffen für die Sowjetunion zu entwickeln, wurde er später ein Verfechter der bürgerlichen Freiheiten und der Zivilreform, der wegen seines Aktivismus der staatlichen Verfolgung ausgesetzt war. Diese Bemühungen brachten ihm 1975 den Friedensnobelpreis ein. Er starb 1989, nur wenige Wochen nach dem Fall der Mauer.

"Abstecher in den japanischen Sektor"
"Umweg in den japanischen Sektor" wurde vom ostdeutschen Künstler Thomas Klingenstein gemalt. Das Wandbild erinnert an den Kindheitswunsch des Künstlers, Asien zu erkunden und dort zu leben - irgendwo durften Ostdeutsche nicht reisen oder viel darüber lernen. Klingenstein verbrachte einige Zeit in einem Stasi-Gefängnis für Dissidenten, bevor er an Westdeutschland ausgeliefert wurde und später von 1984 bis Mitte der 90er Jahre in Japan lebte.

"Vaterland"
Günther Schäfers Vaterland zeigt Elemente der israelischen Flagge, die der deutschen Flagge überlagert sind, und wurde zu Ehren des 50. Jahrestages der Kristallnacht gemalt, als die Nazi-Truppen in Deutschland und Österreich jüdisches Eigentum zerstörten Geschäfte und Betriebe. Das Gemälde ist ein Protest gegen extreme Regime und Menschenrechtsverletzungen, ist aber seit seiner Malerei im Jahr 1990 ein Ziel von Vandalismus.

Der Trabant bricht durch die Wand
Dieses ikonische Wandgemälde von Birgit Kinder zeigt ein Trabant-Auto, das die Berliner Mauer durchbricht. Der in der Deutschen Demokratischen Republik allgegenwärtige Trabant gilt als Symbol für die ehemalige DDR und den Zusammenbruch des Ostblocks. Das Gemälde ist eine Anspielung sowohl auf dieses beliebte Auto als auch auf die vielen Ostdeutschen, die versuchten, über die Berliner Mauer zu fliehen.

"Es geschah im November"
Der deutsch-iranische Maler Kani Alavi malte 1990 das eindringliche Wandgemälde "Es Geschah im November". Das abstrakte Gemälde - inspiriert von Alavis eigenen Beobachtungen aus seiner ehemaligen Wohnung in der Nähe des Checkpoint Charlie - zeigt den Tag, an dem die Mauer fiel Tausende ostdeutscher Gesichter strömen in den Westen. Die Gesichter zeigen eine Reihe unterschiedlicher Emotionen, um die Mischung aus Verwirrung, Freude, Angst und Befreiung darzustellen, die Ostdeutsche auf dem Weg in den Westen empfinden.

"Der Wandpullover"
Dieses Wandbild mit dem Titel "Der Mauerspringer" wurde 1989 von Gabriel Heimler gemalt und später 2009 restauriert. Der Wandpullover ist nicht, wie oft angenommen, ein ostdeutscher Flüchtling, der versucht, in den Westen zu fliehen, sondern ein Westdeutscher, der in einer symbolischen Geste der Freiheit nach Osten springt.

"Die sieben Stufen der Aufklärung"
Dieses farbenfrohe Wandbild des indischen Künstlers Narendra Kumar Jain zeigt eine mystische Tantra-Figur, die aus der indischen Philosophie stammt. Das Wandbild symbolisiert die Befreiung von Unwissenheit und Möglichkeiten, Barrieren zu überwinden und Erleuchtung zu erreichen, während es gleichzeitig Einheit und Ganzheit hervorruft.
"Diagonale Lösung eines Problems"
Mikhail Serebryakovs Wandbild mit dem Titel "Diagonale Lösung des Problems" zeigt einen Daumen, der von einer Kette gehalten wird, um ihn in einer positiven Position mit dem Daumen nach oben zu halten. Das Kunstwerk zeigt die Kraft der Versuche der ostdeutschen Regierung, kommunistische Ideale zu bewahren und abweichende Stimmen zu unterdrücken.

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